Belgisches Staatsarchiv

Hüter unserer kollektiven Erinnerung

FR | NL | DE | EN
Menu

Das Archiv des beigeordneten Bezirkskommissariats für Eupen-Malmedy-Sankt Vith

Texte petit  Texte normal  Texte grand
11/12/2024 - Nachforschung - Inventarisierung - Veröffentlichungen - Staatsarchiv in Eupen

Die historische Forschung über das deutsche Sprachgebiet in Belgien hat sich lange Zeit auf die Weltkriege und die Zwischenkriegszeit konzentriert. Das 19. Jahrhundert und die Nachkriegszeit blieben eine Art „terra incognita“. Das hat sich im letzten Jahrzehnt geändert. Ein neues Inventar aus dem Staatsarchiv Eupen setzt diesen Trend fort.

Die Forschung in und über das deutsche Sprachgebiet in Belgien hat sich lange Zeit intensiv auf den Ersten Weltkrieg, die Zwischenkriegszeit und den Zweiten Weltkrieg konzentriert. Das 19. Jahrhundert, als das Gebiet um die Städte Eupen, Malmedy und Sankt Vith zu Preußen gehörte, und die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden lange Zeit stiefmütterlich behandelt. Angeregt durch die Reihe „Grenzerfahrungen. Eine Geschichte der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens“ konnten seit 2013 zahlreiche Forschungslücken zur Nachkriegszeit geschlossen werden. Nun bietet auch ein kürzlich inventarisierter Archivbestand aus dem Staatsarchiv Eupen neue und vielschichtige Einblicke in die Geschichte der heutigen Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Archiv des beigeordneten Bezirkskommissariats für Eupen-Malmedy-Sankt Vith umfasst rund 200 laufende Meter Archivgut, das hauptsächlich zwischen 1945 und 2010 entstanden ist. Wie die anderen belgischen Bezirkskommissariate hatte auch das beigeordnete Bezirkskommissariat, das, nicht wie der Name es vielleicht vermuten ließe, keinem anderen Bezirkskommissariat unterstellt war, weitreichende Befugnisse, die von allen Amtsinhabern sehr weit ausgelegt wurden.

Neben den allgemeinen Hauptaufgaben wie der Aufsicht über die Gemeinden oder der Organisation von Wahlen hatte das beigeordneten Bezirkskommissariat Eupen-Malmedy-Sankt Vith auch andere Befugnisse, die mit der besonderen Situation in den Ostkantonen zusammenhingen. Folglich bietet dieser Archivbestand eine Vielzahl von Einblicken in Themen wie der Säuberung, Assimilationspolitik der deutschsprachigen Belgier, kulturelle Autonomie der Sprachgemeinschaft, Wiederaufbau der Region nach dem Zweiten Weltkrieg, Aufsicht über die lokalen Behörden und politische Ereignisse, wirtschaftliche Entwicklung der Ostkantone, Umweltfragen, deutsch-belgisch-luxemburgische Grenzfragen, Infrastrukturen, und vieles Weitere mehr.

Aufgrund des Status der Ostkantone und des deutschen Sprachgebiets als sprachliches „Fazilitätengebiet“ nahm das beig. Bezirkskommissariat im Gegensatz zu den anderen Bezirkskommissariaten in Belgien auch nach den 1970er Jahren noch eine herausragende Stellung in der Verwaltung des Gebiets ein.

Einsichtnahmebestimmungen

Mit Ausnahme jener Dokumente, die aufgrund der Gesetzgebung zum Schutz personenbezogener Daten nicht öffentlich sind - für diese muss eine Nachforschungserklärung für die Akteneinsicht vorgelegt werden - sind alle Dokumente des Bestands frei einsehbar.

Der Bestand

Das Inventar bzw. Findbuch kann digital (kostenlos) über unsere Online-Suchumgebung und über unseren Webshop eingesehen werden. Eine Papierversion kann im Lesesaal des Staatsarchivs in Eupen eingesehen werden.

SPROTEN Vitus, Archiv des beigeordneten Bezirkskommissariats Eupen-Malmedy-Sankt Vith ((1919) 1940-2015), Reihe Inventarissen Rijksarchief te Eupen nr. 34, Publicatie 6518, Algemeen Rijksarchief, Brüssel, 2024.

Mehr lesen
www.belspo.be www.belgium.be e-Procurement